Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl bin ich nach Österreich an den Walchsee gefahren. Nicht die Länge des Wettkampfs oder die Höhenmeter beim Radfahren lösten ein Unbehagen in mir aus, sondern die für den Raceday angekündigten 38 Grad. Ein DNS (did not start) oder bestenfalls ein DNF (did not finish) schien mir der wahrscheinlichste Ausgang dieses Tages. Bei der Registrierung und Einchecken des Rads am Vortag kam ich mir schon vor wie ein Brathühnchen und da war es noch moderat mit „nur“ 32 Grad. Wie ich bei noch höheren Temperaturen am nächsten Tag ein Rennen bestreiten sollte, konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen. Etwas geflashed von der Schönheit der Tiroler Alpen und dem tollen Walchsee, habe ich mich aber doch entschlossen, zumindest mal an den Start zu gehen aber von Anfang an gleich zwei Gänge zurück zu schalten. Bei den leichtesten Auswirkungen der extremen Wärme hätte ich dann sofort das Handtuch geworfen, so der Plan.
Die 1,9 km Schwimmen im glasklaren und knapp 25 Grad warmen Wasser war wegen des Neo-Verbots die einzige erfrischende Angelegenheit des Tages. Ich war nicht wirklich schnell unterwegs aber mit 33 Minuten immerhin noch recht weit vorne in meiner Altersklasse an Land geklettert.
Kurze Zeit später saß ich auf meinem Rad und die heisse Luft hat mich fast umgehauen. Ich dachte die eigentliche Hitzeschlacht findet erst beim Laufen statt. Weit gefehlt. Von km 1 an war der härteste Gegner die Temperatur. Mein Körper hat den normalen Wettkampfmodus gar nicht erst zugelassen. Ich habe mich eher gefühlt wie bei einem flotten Training oder einer vergeigten Langdistanz mit etwas zu hohem Puls und zu niedrigem muskulären Einsatz. Die wunderschöne Berg-Kulisse und die sehr abwechslungsreiche Streckenführung haben die für mich langsamen 2:39 h etwas entschädigt. Ich war sehr froh die wenigen steilen und kurvigen Abfahrten unbeschadet überstanden zu haben. Nach dem Rennen habe ich bemerkt, dass mir von der vielen Bremserei in den Abfahrten die Bremsbeläge von der Reibungshitze geschmolzen sind. Viel länger als die 90 km hätte die Strecke nicht sein dürfen…
Jetzt kam die Wundertüte – ist die Hitze irgendwie erträglich oder muss ich nach den ersten Laufkilometern die Segel streichen? Ich wusste echt nicht wie mein Körper reagieren würde trotz Mütze mit Nackenschild und Kühl-Armlingen. Irgendwie ging es. Zwar langsam, aber ich kam voran. Angesichts der Kollegen, die in Frankfurt bei noch höheren Temperaturen die volle Ironman Distanz zurücklegen mussten wollte ich auch nicht zu viel rumpienzen. Ein absolut besonders großes Lob muss ich an die vielen Helfer auf der Laufstrecke aussprechen. Sie haben auf den 4 Verpflegungsstationen der 5 km Runde einem das kalte Wasser nur so aufgedrängt. Es wurden mehrere Duschen aufgestellt und Anwohner haben sich zusätzlich mit Gartenschläuchen an der Strecke postiert um den Athleten etwas Kühlung zu verschaffen. Ich bin an jeder einzelnen angehalten und habe mich ausgiebig runtergekühlt. Triefnass war es irgendwie erträglich und so konnte ich den Halbmarathon Runde für Runde in 1:41 h bis ins Ziel bringen.
Hatte ich es doch tatsächlich geschafft zu finishen, auch wenn die Zeit mit 5:00:10 h für mich in 10 Jahren Triathlon die langsamste Halbdistanz war. Trotzdem bin ich stolz, sie ins Ziel gebracht zu haben. Ein Blick in die Ergebnisliste verriet dann hinterher, das ich mit Platz 4 meiner AK das Podium nur um 3 Minuten verpasst habe. Daher mein Fazit: Duschen macht langsam! Wusste ich irgendwie schon immer!
Text: Manuel Kollorz
Bild: Veranstalter